DECKUNGSGRÄBEN in Hannover
Die verantwortlichen Stellen und Amtsträger der Stadt in Hannover wehnten sich lange Zeit in trügerischer Sicherheit. Auch wenn der erste Luftangriff auf das Stadtgebiet von Hannover erst im Jahre 1940 erfolgte, war die Stadt lange nicht so gut geschützt und sicher, wie das der lokalen Presse zu entnehmen war.
Dort stand u.a. zu lesen "Hannover ist geschützt" [1] und "Ein Ring von Flak schützt Hannover" [2].
Nur sehr zögerlich liefen die Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung an, den Flugabwehrkanonen (FLAK) die rings um die Stadt (am Anfang noch sehr vereinzelt) verteilt standen, konnten trotzdem nicht das leisten, was von dieser Waffe verlangt wurde.
In einer HK-Ausgabe findet sich ein Zitat von Herman Göring:
"Ich kann verstehen, dass die Engländer London evakuieren, aber wenn die Engländer wüssten,
wie viele Geschütze um Berlin herum liegen, würden sie verstehen, dass ich Berlin nicht evakuiere."
Und weiter heißt es: "Was er (Göring) von Berlin sagte, das darf auch für Hannover gelten." [2]
Wenige Tage nach dem Beginn des zweiten Weltkriegs wurden in Hannover zum Schutz der Zivilbevölkerung "in öffentlichen Grünanlage" und an wichtigen Plätzen die ersten Deckungsgräben ausgehoben. In einem Artikel des Hannoverschen Kuriers werden drei Orte näher bezeichnet, nämlich der "Adolf Hitler Platz" (hieß von 1933-1945 der Theaterplatz, heute: Rathenaustraße), der "Rustplatz" (hieß von 1933-1945 der Georgsplatz) und der Klagesmarkt. Das sollte offenbar erstmal ausreichen.
Ob der Abwurf von "Flugblättern" offenbar in den Morgenstunden des 10. September 1939 zu dem Entschluss führte, weitere Deckungsgräben zu errichten, ist mir bisher nicht bekannt. Jedoch spätestens Anfang Oktober 1939 wurden durch Angehörige der "Sturmabteilung" (SA) und der Technische Nothilfe (TeNo) weitere Deckungsgräben im gesamten Stadtgebiet ausgehoben. [3][4]
In der zweiten Oktober-Woche 1939 erhielt jeder Deckungsgräben im Stadtgebiet Hannover einen eigenen Namen. Der Name wurde am Ein- und Ausgang "in Brusthöhe" auf einem Schild aus Holz "Kalligraphisch sauber" angebracht. Die folgende Tabelle beruht primär auf einem Artikel im HK, sowie bisher eine weitere Quelle.
DECKUNGSGRÄBEN IN UND UM HANNOVER
Ort (alte Bezeichnung) | heutige Bezeichnung | Name des Deckungsgrabens |
Am Seelberg (Misburg Nord) | ||
Auestraße (Linden Süd) | ||
Brehmhof (Bult) | ||
Brüderstraße (Mitte) | Herrenstraße | |
Depenaustraße | (A1) Existiert seit 1958 nicht mehr | |
Ernst-August-Platz | Ernst August | |
Garbsener Landstraße (Marienwerder) | ||
Georgstraße I (Mitte) | Walter Fler | |
Georgstraße II (Mitte) | Hermann Löns | |
Georgstraße III (Mitte) | Wilhelm Busch | |
Gorch-Fock-Straße (List) | ||
Gretelriede (Ledeburg) | ||
Große Düwelstraße (Südstadt) | ||
Humboldstraße (Calenberger Neustadt) | ||
Kerstingstraße (Bult) | ||
Langensalzastraße (Südstadt) | ||
Lessingstraße (Misburg-Nord) | (ab 1975) Eschenbachstraße/Ecke Scholandstraße | |
Menschingstraße (Bult) | ||
Opernhaus I (Mitte) | Adolf Hitler | |
Opernhaus II (Mitte) | ||
Prinzenstraße (Mitte) | Wilhelm Gustloff | |
Robert-Koch-Platz (Bult) | ||
Röttgerstraße (Linden-Nord) | ||
Schiller Straße (Misburg Nord) | (ab 1979) Wilhelm-Tell-Straße | |
Tierärztliche Hochschule (Südstadt) | Gelände der TiHo | |
Waterlooplatz I (Calenberger Neustadt) | ||
Waterlooplatz II (Calenberger Neustadt) | ||
Welfenplatz (List) | ||
Zellerfelder Allee (Burg) | ||
Flakstützpunkt Buchholz: Osterfeldstraße | (ab 1970) Osterfelddamm | |
Lager "Accu", Garbsener Landstraße (Marienwerder) | ||
Bahnhof Linden I (links neben dem Empfangsgebäude) | ||
Bahnhof Linden II (am Gleis in Richtung Hameln) |
Dies ist ein erster Versuch (von mir) die in Hannover angelegten Deckungsgräben aufzulisten. Diese Auflistung erhebt in keinsterweise einen Anspruch auf Vollständigkeit.
Verwendete Quellen
Alte Quelle
[1] Hannoverscher Kurier (HK) vom 01.10.1939
[2] HK vom 15.10.1939
[3] HK vom 02.10.1939
[4] HK vom 10.10.1939
[5] Zeichnung: Bahnhof Linden vom 09.03.1944
Neue Quelle
- "Hannover Chronik", von Klaus Mlynek und Waldemar R. Röhrbein, S.182
- "Unter der Wolke des Todes leben..." von Thomas Grabe, Klaus Mlynek, u.a., S. 19 (mit Foto)
- "5 Jahre im Hagel der Bomben" von Siegfried Engelhardt, S.93
- Inlay der DVD: "Unter den Straßen von Hannover" - Seite 10
Sonstige Quellen
(A1) Hannoversche Geschichtsblätter, Nr. 48 - 1994, Helmut Zimmermann: Verschwundene Straßennamen in Hannover
(A2) Hannovers Straßennamen erzählen Geschichte, Christian Hanke, Weiland 2006, ISBN: 3-878901-09-7
^^ wurden nur benutzt um das Schicksal von Straßen bzw. deren Namen zu klären.